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Thursday, April 21, 2022

Monika Schnitzer: Wirtschaftsweise warnt vor Inflationsspirale - DER SPIEGEL

Die anziehenden Preise bereiten auch Deutschlands Topökonomen Sorgen. Die andauernde Teuerungswelle könne zu einer massiven Verunsicherung der deutschen Wirtschaft führen, mahnt die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer.
Ökonomin Schnitzer

Ökonomin Schnitzer

Foto: Sven Simon / IMAGO

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer sieht die hohe Inflation mit Sorge und erwartet von der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes. Die Inflation habe sich bereits festgesetzt. Steigende Energiepreise, teurere Importe und die notwendige Reduzierung der Abhängigkeit von einzelnen Märkten führten querbeet zu höheren Kosten, sagte die Professorin am Donnerstag auf dem Ludwig-Erhard-Forum, einer Konferenz in Gmund am Tegernsee.

Auf belastete Unternehmen könnten hohe Lohnforderungen zukommen. »Wenn jeder davon ausgeht, die Inflation wird immer schlimmer, ist die Wirtschaft massiv verunsichert«, sagte die Regierungsberaterin und Ökonomin, die dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört: »An der Stelle ist schon die EZB gefragt.« Im Euroraum ist die Inflationsrate im März auf 7,4 Prozent gestiegen. Die EZB beließ den Leitzins vergangene Woche bei null Prozent.

Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, sagte, die Energiewende sei bisher mit billigem Gas aus Russland und damit unter ganz anderen Rahmenbedingungen geplant worden. Bei einem drastischen Anstieg der Energiekosten hätte der Staat bei Energiesteuern und Abgaben eine Möglichkeit für Entlastung. »Nicht nachhaltig zu wirtschaften, können wir uns nicht leisten«, sagte Russwurm. Aber auch eine wasserstoffbasierte Wirtschaft stehe im internationalen Wettbewerb.

Lindner warnt vor China-Abhängigkeit

Der BDI-Präsident warnte zugleich vor zu hohen Maßstäben an die deutschen Handelspartner: »Wenn wir nur noch mit liberalen Demokratien Handel treiben, wird es für die Exportnation Deutschland schwierig.« Dabei gehe es nicht nur um Russland, China oder den Mittleren Osten: »Wir schaffen ja nicht mal, mit Kanada ein Handelsabkommen abzuschließen«, kritisierte Russwurm. Die Bundesrepublik könne sich die Welt nicht wie Pippi Langstrumpf malen, wie es ihr gefällt. Zu wenig im Blick seien Innovationen als große Chance für Deutschland und Europa: »Das ist das Pfund, mit dem wir wuchern können.« Allerdings müssten diese Innovationen schnell am Markt und für Käufer attraktiv sein: »Der Kunde ist der Schiedsrichter. So geht das Spiel.«

Bundesfinanzminister Christian Lindner wiederum rief die deutsche Wirtschaft dazu auf, sich international breiter aufzustellen und weniger auf China zu fokussieren. Er vergleiche nicht Russland und China, sagte der FDP-Vorsitzende mit Blick auf die im Ukraine-Krieg schmerzhaft sichtbar gewordene Energieabhängigkeit Deutschlands von Russland. »Aber dennoch ist uns allen klar: Diese sehr starke Bilateralisierung des Verhältnisses Exportnation Deutschland und China – das ist auch nicht gesund.«

Das aufgezeichnete Interview mit Lindner, der gerade in Washington ist, wurde der Erhard-Konferenz per Video eingespielt. Vielleicht sei jetzt der Moment gekommen, dass sich Deutschland technologisch neu aufstelle, »in Verbindung mit einer Diversifikation unserer Einbindung in die Welt«, sagte der Finanzminister. Er sei nicht dafür, deutsches Engagement in China zu reduzieren, stellte er klar. »Aber ich bin sehr dafür, dass in den USA, Kanada, im Mercosur-Raum, in den Asean-Staaten Deutschland stärker seine wirtschaftlichen Chancen sucht.« Die Politik sollte dabei als »Türöffner« wirken.

beb/dpa

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