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Wednesday, May 4, 2022

Radikaler Schnitt: Das bedeutet die Zinswende der US-Notenbank Fed für Anleger in Europa - n-tv NACHRICHTEN

Das letzte Mal, als die US-Notenbank die Zinsen um einen halben Prozentpunkt erhöhte, war Bill Clinton Präsident. Wegen der heftigen Inflation sieht sich die Zentralbank gezwungen, jetzt wieder einen so großen Schritt zu gehen. Das hat Folgen für Anleger.

Am Abend ist es so weit. Die US-Notenbank Fed wird die Zinsen aller Voraussicht nach anheben - um satte 0,5 Prozent. Diesen Schritt haben die Notenbanker im Vorfeld kommuniziert, eine Überraschung ist das also nicht. Doch für Anleger ist das dennoch eine Zeitenwende.

Kurzfristig scheint zwar vieles an Leitzinsanhebungen der Fed an den Märkten eingepreist zu sein, sie haben sich auf den Zinsschritt auf eine Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent eingestellt. Sollte diese als so gut wie sicher geltende Erhöhung tatsächlich in diesem erwarteten Rahmen eintreten, könnte es sogar eine Erleichterungsrally an den Kapitalmärkten geben.

In den vergangenen Jahren war das häufig der Fall. Zu den kurzfristigen Favoriten gehören daher die Gewinner der vergangenen Jahre: Technologie-Aktien, konjunktursensible Titel oder Anleihen, die sich nach der jüngsten Kurskorrektur wieder erholen könnten.

Doch eines ist anders als in den Jahren zuvor, als Anleger sich auf die Fed und andere Notenbanken verlassen konnten, dass sie die Inflation im Griff hatten. Doch die aktuelle Inflation haben die Notenbanken völlig unterschätzt - Corona-Krise, gestörte Lieferketten, rasant steigende Energiepreise und der russische Überfall auf die Ukraine tragen zu einer hartnäckigen, hohen Inflation bei.

Bis zur Corona-Krise gab es jahrelang niedrige Inflation - sie lag lange deutlich weit unter der 2-Prozent-Marke, bei der Notenbanken Preisstabilität als erreicht ansehen. In den USA und der Eurozone ist sie nach oben geschossen und liegt mittlerweile bei mehr als 7 Prozent. Das ist ein Niveau wie seit Jahrzehnten nicht mehr. "Wo immer ich mit Unternehmen spreche, höre ich von Lieferengpässen und von geplanten Preisanhebungen. Die Zweitrundeneffekte bei den Löhnen sind nur eine Frage der Zeit", sagt Hendrik Leber von der Fondsgesellschaft Acatis.

Zeitenwende in der Geldpolitik

Gil Shapira, Chefstratege beim Broker eToro, erwartet auf absehbare Zeit eine restriktive Geldpolitik auf Seiten der Fed, um die Inflation einzudämmen: "Der rasante Anstieg der Inflation wird die Geldpolitik der USA erst einmal nachhaltig verändern. Es wird weitere Leitzinsanhebungen in diesem Jahr geben, eine schnelle Unterstützung in Form von Anleihenkäufen wird erst einmal ausbleiben". Shapira rechnet bei der US-Notenbankentscheidung auch damit, dass es eine Ankündigung geben wird, die Anleihenkäufe der vergangenen Jahre zurückzufahren.

Auch wenn die Erwartungen an die Fed nicht enttäuscht werden, sorgen ausbleibende Anleihenkäufe für langfristiges Enttäuschungspotenzial. "Sie waren seit der Finanzkrise der Motor der Hausse bei Aktien oder Anleihen", sagt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarkets. "Weil den Notenbanken der Spielraum für unterstützende Maßnahmen fehlt, müssen sich Anleger auf eine veränderte Börsenlandschaft einstellen", so Molnar.

Doch die Fed ist nicht alleine. Auch die zurückhaltende Europäische Zentralbank signalisiert, im Sommer die Null-Zins-Politik zu beenden.

Das heißt: Durch die Straffung der Geldpolitik droht ein wirtschaftlicher Abschwung. Mittelfristig dürften also etwa konjunktursensitive Titel wie etwa Konsumwerte leiden und Aktien, die vom Export profitieren.

Außerdem dürften Technologiefirmen mit wenig Eigenkapital einen schweren Stand haben. Sie sind meist unprofitabel und Anleger wetten darauf, dass diese Unternehmen in der Zukunft hohe Gewinne erwirtschaften. "Mehr als die Hälfte jener Aktien hat bereits eine Korrektur von 50 Prozent oder mehr durchmachen müssen", rechnet Experte Molnar vor. Doch aufgrund der steigenden Zinsen werden diese zukünftigen Gewinne durch eine höhere Abzinsung geschmälert, was diese Tech-Aktien unter Druck bringt.

Bank-Aktien sollten durch die steigenden Zinsen eigentlich profitieren, weil ihr klassisches Geschäft der Kreditvergabe höhere Zinsmargen erlaubt. Das Problem: Ein wirtschaftlicher Abschwung belastet dieses Geschäft.

In einem Umfeld steigender Zinsen und hoher Inflation haben dagegen Substanzaktien in der Vergangenheit eine solide Wertentwicklung gezeigt. Das sind Aktien von Unternehmen, die in der Regel ein sattes Eigenkapitalpolster haben, hohe wiederkehrende Erträge erwirtschaften, oft auch eine hohe Dividende ausschütten und eine attraktive Aktienbewertung besitzen. Allerdings fehlt diesen Titeln im Gegensatz zu Technologietiteln die hohe Wachstumsfantasie, doch genau das wird der Grund dafür sein, dass diese Aktien für die Zeitenwende genau die richtigen Werte sind.

Benjamin Feingold betreibt das Börsenportal Feingold Research.

Dieser Beitrag stellt keinerlei Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von einzelnen Aktien, ETFs oder anderer Finanzprodukte dar. Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.

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