Im Zuge der Bekanntgabe der Geschäftszahlen erlebte die Berliner Bestellplattform Delivery Hero einen großen Ausverkauf. Mehr als 30 Prozent verloren die Papiere des Lieferdienstes am Donnerstag zwischenzeitlich an Wert. Nach dem Absturz des Dax-Konzerns interessiert sich nun auch die Finanzaufsichtsbehörde Bafin für den Kurssturz der Aktien.
»Wenn wir so einen Kurssturz erleben, schauen wir uns das routinemäßig auf dubiose Handlungen, Marktmanipulationen oder Verstöße gegen Transparenzkriterien an«, sagte ein Sprecher der Bafin und bestätigte damit einen entsprechenden Bericht der »Wirtschaftswoche«. Ob es womöglich konkrete Anhaltspunkte für eine formelle Untersuchung gibt, ist allerdings bislang noch unklar.
Delivery Hero wollte sich laut »Wirtschaftswoche« bislang nicht zu der Entwicklung äußern. Unterdessen fiel der Kurs des Unternehmens auch am Freitag weiter, am Donnerstag hatte die Börse den Handel zeitweise sogar wegen übermäßiger Kursschwankungen ausgesetzt.
Anleger verlieren offenbar Vertrauen
Solch ein heftiger Kurssturz im Dax ist ungewöhnlich. Das Minus von gut 30 Prozent war in der Geschichte des deutschen Leitindex einer der größten prozentualen Tagesverluste einer Aktie.
Der Einbruch kommt für manche Beobachter auch überraschend. So wies das Unternehmen für 2021 zwar eine negative und etwas schlechtere Gewinnmarge auf den Warenwert aus, auch der Ausblick auf die Gewinnmarge für das laufende Jahr war negativ. Allerdings konnte Delivery Hero laut Firmenchef Niklas Östberg etwa einen guten Jahresstart hinlegen. »Unser Januar war sehr gut«, sagte Östberg. Gemessen am Bruttowarenwert – dem Wert der über die Plattform verkauften Waren – sei es der beste Januar überhaupt gewesen.
Etliche Analysten senkten am Freitag ihre Kursziele für die Titel des Dax-Konzerns. Sie liegen damit aber teils immer noch erheblich über dem aktuellen Kurs. Goldman Sachs etwa errechnete ein Kursziel von 130 Euro, bei Kursen von aktuell gut 40 Euro müssten diese Ziele eigentlich klare Kaufempfehlungen sein.
Allerdings verlieren offenbar mehr und mehr Anleger das Vertrauen in die Perspektiven des Essenslieferdienstes. Der Aktienkurs sackte am Freitag zeitweise mehr als 13 Prozent in Richtung der Marke von 40 Euro ab. In nur zwei Handelstagen haben die Titel damit fast 40 Prozent an Wert eingebüßt und damit die seit Mitte November anhaltende Talfahrt beschleunigt.
Das aktuelle Börsenumfeld gebe keinen Spielraum für Fehler, hatte zuletzt Analyst Manuel Mühl von der DZ Bank in einer aktuellen Studie geschrieben. Der Konzern müsse nun unbedingt einen klaren Pfad zur Profitabilität aufzeigen und das Vertrauen am Markt zurückgewinnen.
Delivery Hero war im August 2020 für den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard in den Dax aufgestiegen. Der Lieferdienst hat noch nie Gewinn erwirtschaftet. Deshalb hatten viele Experten den Aufstieg des Unternehmens in die erste deutsche Börsenliga im Sommer 2020 auch kritisiert. Inzwischen muss ein Dax-Kandidat zwei Jahre infolge einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielt haben.
Essenslieferdienst: Finanzaufsicht überprüft Kurssturz der Delivery-Hero-Aktien - DER SPIEGEL
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