
Marktbericht
Stand: 05.11.2021 09:50 Uhr
Zum Wochenschluss stehen im DAX Konjunkturdaten auf der Börsen-Agenda. Mit Spannung warten Anleger auf den US-Arbeitsmarktbericht. Im Vorfeld sorgen Daten zur deutschen Produktion für eine Enttäuschung.
Der DAX ist mit leichten Verlusten in den letzten Handelstag der Woche gestartet. Zum Handelsauftakt auf XETRA gab der deutsche Leitindex 0,1 Prozent nach auf 16.012 Punkte.
Gestern war der deutsche Leitindex in der Spitze bis auf 16.065 Punkte gestiegen und hatte damit sein altes Allzeithoch vom August um 35 Punkte nach oben verschoben.
Damit sandte der DAX eines der besten Kaufsignale, das die Technische Analyse zu bieten hat, gibt es doch im charttechnischen Neuland, in das sich das Börsenbarometer gewagt hatte, naturgemäß keine Widerstände in Form alter Hochpunkte.
Besondere Bedeutung kommt nun der gestern gerissenen Aufwärtskurslücke (15.973 auf 15.998 Punkte) zu. Sollte der DAX diese Kurslücke schließen, so dürfte dies dem Aufwärtselan unter den 40 deutschen Standardwerten einen Dämpfer verpassen. Ein Wochenschlusskurs unterhalb von 16.000 Punkten wäre ebenfalls ein Warnsignal.
Überraschender Produktionsrückgang im September
Für Enttäuschung unter den Anlegern haben am Morgen bereits die Daten zur Erzeugung im Produzierenden Gewerbe für September gesorgt. Demnach hat die deutsche Wirtschaft ihre Produktion im September überraschend gedrosselt.
Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 1,1 Prozent weniger her als im Vormonat, es war der zweite Rückgang in Folge. Ökonomen hatten mit einem Plus von 1,0 Prozent gerechnet.
Experten entsetzt
Zwar sind die Gründe altbekannt: Die deutsche Wirtschaft, allen voran die Industrie, wird von erheblichen Material- und Lieferengpässen geplagt. Doch das Ausmaß des Desasters ist für viele Marktbeobachter dann doch erschreckend.
So meint etwa Andreas Scheuerle von der Dekabank: "2021 wird zum schwarzen Jahr der deutschen Industrie mit tiefroten Zahlen." Die Industrie dürfte im vierten Quartal erneut kaum einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum liefern, unterstreicht auch Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen.
Mit den deutschen Produktionsdaten ist der Reigen an Konjunkturzahlen an der Börse für heute eröffnet. Um 11 Uhr kommen die Einzelhandelsumsätze für die Eurozone, bevor um 13:30 Uhr mit dem US-Arbeitsmarktbericht für Oktober der wohl zweitwichtigste Börsentermin der Woche - nach der Fed-Sitzung - auf der Agenda steht.
Gestern hatte die Aussicht, dass die Fed nicht gewillt scheint, stärker auf die geldpolitische Bremse zu treten, einigen Indizes an der Wall Street zu neuen Rekorden verholfen. Anleger begrüßten die Erkenntnis, dass die Zinsen wohl noch einige Zeit niedrig bleiben werden.
Der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 markierten neue Bestmarken. Zum Handelsschluss in New York verbesserte sich der S&P 500 um 0,4 Prozent auf 4680 Stellen. Der Nasdaq 100 gewann sogar 1,3 Prozent auf 16.346 Zähler.
Lediglich der Dow Jones Industrial Average blieb ohne Rekord. Immerhin konnte das weltweit bekannteste Aktienbarometer seine Kursverluste zum Handelsschluss hin begrenzen auf ein Minus von 0,1 Prozent auf 36.124 Zähler.
Vor allem abrutschende Aktien aus dem Bankensektor lasteten auf dem Dow Jones. Für Banken sind die von der Fed in Aussicht gestellten weiterhin rekordtiefen Zinsen eine Hiobsbotschaft, belasten sie doch deren Ertragsseite enorm.
In Asien herrscht weiterhin gedämpfte Stimmung unter den Anlegern. Den asiatischen Börsen ist es im Laufe der Woche nicht gelungen, sich an der weltweiten Rekordrally zu beteiligen. Vor allem die chinesischen Börsen hielten die Märkte der Region zurück.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index hat sich in Tokio mit einem Abschlag von 0,9 Prozent auf 29.794 Punkte ins Wochenende verabschiedet. Der Leitindex der Shanghaier Börse, der SSE Composite, lag zum Handelsschluss 1,0 Prozent im Minus.
Der Goldpreis legt im frühen Handel 0,3 Prozent zu auf 1797 Dollar. Das gelbe Edelmetall hat seit seinem Tief am Mittwoch bei 1757 Dollar ordentlich Boden gutgemacht. Die US-Notenbank Fed hatte nach ihrer zweitägigen Sitzung eine Reduzierung ihrer Anleihekäufe angekündigt. Mit Zinsanhebungen will sie sich aber Zeit lassen.
Das ist für viele Anleger ein Argument pro Gold, wirft das gelbe Edelmetall doch selbst keine Zinsen ab. Ein Belastungsfaktor ist jedoch der seit gestern stark gestiegene Dollar. Der Euro bewegt sich am Morgen bei 1,1556 Dollar seitwärts.
Die Ölpreise sind zum Wochenschluss wieder im Aufwind. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zieht 1,0 Prozent an auf 81,20 Dollar. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) steigt um 1,6 Prozent auf 80,04 Dollar.
Rückenwind für die Ölpreise kommt derzeit von der zurückhaltenden Förderpolitik des Ölverbunds OPEC+, in dem sich Staaten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und andere Ölländer zusammengeschlossen haben. Entgegen den Wünschen von wichtigen Verbrauchernationen wie den USA haben die Staaten der OPEC+ an ihren vorsichtigen Produktionszielen festgehalten.
Der Bitcoin stagniert im frühen Handel laut der Plattform CoinMarketCap bei rund 62.300 Dollar. Ethereum gibt leicht nach auf rund 4500 Dollar. Die Nummer eins und zwei unter den Kryptowährungen bleiben damit zwar in Reichweite zu ihren vor kurzem markierten Rekordhochs.
Dass der Bitcoin aber im Zuge der aktuellen Aktienmarktrally seine Bestmarke bei 67.000 Dollar nicht übertreffen konnte, sehen Marktbeobachter wie Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest als Warnsignal für die Aktienmärkte. Schließlich hatte der Bitcoin häufig den Charakter eines vorlaufenden Indikators für die großen Aktienindizes.
Am deutschen Aktienmarkt rückt am Morgen die Airbus-Aktie in den Fokus. Probleme in der Lieferkette haben den Flugzeugbauer im Oktober Insidern zufolge belastet. So sei die Zahl der Auslieferungen im Oktober von jeweils 40 in den beiden Vormonaten auf rund 35 Flugzeuge gefallen, schreibt die Nachrichtenagentur Bloomberg. Dies wäre der geringste Wert seit Februar.
Die hohen Energiepreise schieben die Geschäfte des Energiekonzerns Uniper an. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 405 auf 614 Millionen Euro. Der bereinigte Konzernüberschuss zog ebenfalls um mehr als die Hälfte an auf nun 487 Millionen Euro.
Der Batteriekonzern Varta senkt seinen Jahresausblick. Für 2021 rechnet Varta nun mit einem Umsatzanstieg um 3,5 Prozent auf 900 Millionen Euro statt auf 940 Millionen Euro. Varta zufolge sind einige Kunden von Verzögerungen bei der Lieferung von Rohstoffen oder Halbleitern betroffen. Einige hätten auch durch Lockdowns in Asien ihre Produktion zeitweise gestoppt.
United-Internet-Chef Ralph Dommermuth will seinen Anteil an dem Internetkonzern auf etwas mehr als die Hälfte aufstocken. Dommermuth prüft, ob er über eine existierende oder neu zu gründende von ihm beherrschte Gesellschaft ein freiwilliges Erwerbsangebot für 17 Millionen United-Internet-Aktien zu 35 Euro das Stück abgibt. Der von ihm kontrollierte Anteil würde damit auf circa 51 Prozent steigen.
Beim Fitnessgeräte-Spezialisten Peloton ist der Corona-Boom endgültig vorbei. Das Unternehmen hat seine Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr drastisch zusammengestrichen. Peloton rechnet nun nur noch mit Erlösen zwischen 4,4 Milliarden und 4,8 Milliarden Dollar. Anleger reagierten schockiert und ließen die Aktie nachbörslich um mehr als 25 Prozent abstürzen.
Der Apartment-Vermittler Airbnb hat die Corona-Krise abgeschüttelt und sein bislang umsatzstärkstes und profitabelstes Vierteljahr verbucht. Im dritten Quartal legten die Erlöse gegenüber dem Vorjahreswert um fast 70 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar zu. Der Nettogewinn betrug 834 Millionen Dollar und fiel somit 280 Prozent höher aus als vor einem Jahr.
Nach dem Einbruch in der Corona-Pandemie erholt sich das Geschäft beim Taxi-Konkurrenten Uber weiter. Im dritten Quartal steigerte das Unternehmen die Erlöse im Jahresvergleich um 72 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar. Das Hauptgeschäft mit Fahrdienstvermittlungen feierte ein starkes Comeback. Unterm Strich fiel dennoch ein Verlust von 2,4 Milliarden Dollar an.
Nach dem Allzeithoch: Wie nachhaltig ist der neue DAX-Rekord? | tagesschau.de - tagesschau.de
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