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Von Texas aus ist Milliardär und Amazon-Gründer Jeff Bezos heute mit seiner Rakete »New Shepard« zu einem kurzen Ausflug an den Rand des Weltalls gestartet.
Christoph Seidler, DER SPIEGEL: »Die ist dann aufgestiegen, dann wird die Rakete abgetrennt, und die Kapsel fliegt allein weiter. Auf dem höchsten Punkt ihres Fluges hat sie dann eine Höhe von etwa 107 Kilometern erreicht. Da konnten sie dann durch diese riesigen Fenster nach draußen schauen, konnten die gekrümmte Erde unter sich sehen, die Schwärze des Alls. Konnten auch, ich glaub ehrlich gestanden, ziemlich kurz auch schweben. Dann mussten sie sich auch schon wieder anschnallen, dann ging es mit der Kapsel zurück. Und dann öffnen sich beim Zurückfallen erst so drei kleine Pilotfallschirme. Die holen die drei großen Fallschirme raus. Und dann sind die vier an diesen Fallschirmen ganz gemütlich zurückgeschwebt.«
Wenige Tage zuvor hatte bereits der britische Milliardär Richard Branson einen ähnlichen Ausflug in den Weltraum unternommen.
Christoph Seidler, DER SPIEGEL: »Richard Branson mit dem faszinierenden Raketenflugzeug von Virgin Galactic hat eine Lösung für ein Problem, das nicht existiert. Da gibt es ein technisch sehr interessantes Fluggerät, das von zwei Piloten gesteuert werden muss. Das hat er ausprobiert, hat bewiesen es geht, okay. Damit wird er versuchen Geschäfte zu machen, indem da Leute mitfliegen, vielleicht auch das ein oder andere wissenschaftliche Experiment gemacht wird. Aber im Prinzip ist die Geschichte damit auserzählt.«
Jeff Bezos' »New Shepard« unterscheidet sich besonders in einem Punkt von Bransons Raumflugzeug.
Christoph Seidler, DER SPIEGEL: »Alles was dort verbaut worden ist, ist mit der Idee entwickelt worden, dass man damit auch weitere Reisen machen kann, in die Erdumlaufbahn, zum Mond. Das wird man nicht mit genau dem System machen, das wir da heute gesehen haben. Aber mit den Motoren, mit der Kapsel kann man auch woanders hin. Die heute genutzten Teile kann man nochmal verwenden, um genau so einen Flug nochmal zu machen, und nochmal und nochmal. Interessanter ist aber, dass das Konstruktionsprinzip, das dahintersteckt, skalierbar ist auch für größere Raketen, für weitere Ziele.«
Das Recycling der Raketen, also ihre Mehrfachverwendung, macht die Raumfahrt wirtschaftlicher, zumindest ein wenig. Profitiert haben die privaten Raumfahrtunternehmen aber vor allem auch von staatlicher Unterstützung.
Christoph Seidler, DER SPIEGEL: »Elon Musk hat auch dadurch sein Geld verdient, dass er Staatsgelder bekommt der US-Regierung für diese Flüge. Richard Branson ist gelandet auf einem Weltraumbahnhof, der für 200 Millionen Dollar Steuergeld gebaut wurde.«
Ob Bezos, Branson oder Musk: Die Ausflüge der Milliardäre an den Rand des Weltalls markieren einen Wendepunkt in der Raumfahrt. In nicht allzu ferner Zukunft werden wohl private Unternehmen mehr und mehr die Aufgaben von staatlichen Weltraumorganisationen übernehmen, neben den Weltraumreisen für vermögende Passagiere.
Christoph Seidler, DER SPIEGEL: »Das ist angesichts der Probleme, die wir auf der Welt haben etwas, das im Grundsatz keiner braucht. Gleichzeitig ist es so, dass diese Phase, in der wir gerade sind, einen wirklich interessanten Umbruch markiert aus meiner Sicht. Das Zeitalter der Raumfahrt von Staaten geht jetzt ein Stück weit zu Ende. Wir sehen zu, wie etwas Neues entsteht, nämlich eine Raumfahrt, die von Privatunternehmen getragen wird, wo die Staaten nur noch Auftraggeber sein werden. Die werden dann sagen: Ich möchte da und da hin. Und dann kann man da auch mal einen staatlichen Astronauten hinschicken. Man wird aber auch private Astronauten mitnehmen. Wir tun gut daran, es nicht nur als Milliardärs-Spinnerei abzutun, weil es ist eben mehr als das.«
Bezos und Branson im All: »Das Zeitalter der Raumfahrt von Staaten geht ein stückweit zu Ende« - DER SPIEGEL
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