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Friday, January 7, 2022

Produktion gesunken: Dämpfer für die Wirtschaft | tagesschau.de - tagesschau.de

Stand: 07.01.2022 12:18 Uhr

Lieferprobleme und eine sinkende Energieproduktion haben die Herstellung in der deutschen Industrie, im Bau und bei den Versorgern gebremst. Die Autobranche und die Exporte machen jedoch Hoffnung.

Die von hartnäckigen Materialengpässen geplagte deutsche Wirtschaft hat im November kein klares Signal für einen Aufschwung gesendet: Die Produktion schrumpfte trotz prall gefüllter Auftragsbücher überraschend, während die Exporte wegen der starken Nachfrage aus den USA und der EU unerwartet zulegen konnten. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,2 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium heute mitteilte.

Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Durchschnitt mit einem Produktionszuwachs von einem Prozent gerechnet. Im Oktober war die Produktion noch um 2,4 Prozent gestiegen. Sie liegt aktuell immer noch um sieben Prozent niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Nach Einschätzung von Ökonomen enttäuscht die Entwicklung im November allerdings nur auf den ersten Blick.

"Verhaltener Optimismus"

Denn Fachleute entdecken in dem Zahlenwerk auch einen Hoffnungsfunken: Während Bau- und Energieversorger zwar weniger herstellten, fuhr die Industrie allein ihre Erzeugung hoch - wenn auch nur um 0,2 Prozent. Dazu trug vor allem die Autobranche bei, die ihre Produktion nach Angaben ihres Verbandes VDA wohl wegen des nachlassenden Halbleitermangels im Dezember erneut steigern konnte. So legte die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen um 4,1 Prozent zu. Die für die deutsche Wirtschaft so wichtige Branche dürfte ihre Talsohle damit durchschritten habe, sagte Commerzbank-Analyst Christoph Weil.

Nach Einschätzung des Analysten Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg kann der Produktionsdämpfer mit der sinkenden Energieproduktion erklärt werden. "Da können vielleicht wetterbedingte Ursachen eine Rolle gespielt haben", meinte der Experte. Das Bundeswirtschaftsministerium sprach in einer Stellungnahme von einem "verhaltenen Optimismus für die Industriekonjunktur". Weiter hieß es, dass der negative Trend in der Produktion gestoppt sei.

"Ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im vierten Quartal ist damit unwahrscheinlicher geworden", betonte auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Mit Blick auf das laufende erste Quartal 2022 sei es für eine Entwarnung allerdings noch zu früh. "Denn die neue Corona-Welle dürfte die Lieferungen aus China erneut ins Stocken bringen und den Dienstleistungssektor hierzulande empfindlich einbremsen", so der Experte.

Auch das Kieler Institut für Volkswirtschaft (IfW) bleibt vorsichtig. "Die Belastungen durch die Lieferengpässe bleiben groß und werden wohl bis weit in das laufende Jahr hinein anhalten", erklärte IfW-Konjunkturchef Nils Jannsen. Auch eine Verschärfung sei nicht ausgeschlossen. "Insbesondere, wenn die Omikron-Variante zu neuerlichen Störungen im internationalen Warenverkehr führt."

Materialmangel setzt sich fort

Die deutschen Industriebetriebe sitzen derzeit zwar auf prall gefüllten Auftragsbüchern. Wegen akuter Engpässe bei Vorprodukten wie Mikrochips konnten die Bestellungen in den vergangenen Monaten jedoch nicht abgearbeitet werden, denn der Materialmangel in der Industrie hat sich Ende 2021 nochmals verschärft: 81,9 Prozent der Firmen klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen - so viele wie noch nie.

Auf den deutschen Baustellen hat sich die Knappheit nach Angaben des ifo-Instituts dagegen zum Jahresende leicht gebessert. Auf dem Hochbau haben im Dezember noch 31,3 Prozent der Unternehmen Lieferprobleme erlebt, im Vormonat waren es noch 34,5 Prozent. Im Tiefbau sind 23,1 Prozent betroffen, nach 28,7 Prozent im November.

"Trotz der aktuellen Verbesserungen bleibt die Lage angespannt. Die Werte sind im langfristigen Vergleich immer noch außergewöhnlich hoch", sagte ifo-Forscher Felix Leiss. Bei Holz und bei Stahl zeichne sich eine gewisse Entspannung ab, dennoch würden in beiden Fällen noch Engpässe gemeldet. Auch Dämmmaterial bleibe problematisch.

Da die Situation noch eine Weile anhalten dürfte, wird der Aufschwung in diesem Jahr nach den Prognosen führender Institute kleiner ausfallen als bislang angenommen. Das IfW etwa senkte seine Prognose für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsproduktes 2022 von 5,1 auf 4,0 Prozent. Nach der Auflösung der Lieferengpässe sei laut Bundeswirtschaftsministerium angesichts voller Auftragsbücher jedoch mit einem "dynamischen Wachstum zu rechnen".

Exporte legen überraschend zu

Überraschend gut gelaufen sind derweil die Exporte, die von der gestiegenen Nachfrage nach Waren "Made in Germany" aus den USA und der Europäischen Union profitierten. Diese legten im November um 1,7 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt ermittelte. Hier hatten Ökonomen ein Minus von 0,2 Prozent erwartet. Von Januar bis November summierten sich die deutschen Ausfuhren auf gut 1,1 Billionen Euro, ein Plus von 13,8 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

"Für das Exportwachstum sind überwiegend Preissteigerungen verantwortlich, und nicht ein 'Mehr' an Gütern, die verschifft werden", relativierte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. "Nach China, unserem zweitwichtigsten Abnehmer, sind die Ausfuhren sogar wieder rückläufig." China fährt derzeit eine Null-Covid-Strategie. Das hat in der Vergangenheit mehrfach dazu geführt, dass Teile von großen Handelshäfen tagelang geschlossen und keine Waren umgeschlagen wurden. Auch Produktionsstätten wurden gestört.

Die deutschen Importe wuchsen im November mit 3,3 Prozent ebenfalls entgegen den Prognosen von Analysten. Sie erreichten bereits den zweiten Monat in Folge ein Rekordniveau. "Allerdings muss man auch einen gewissen Nachhol- und auch Preiseffekt berücksichtigen, der die Zahlen in die Höhe treibt", sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Dirk Jandura.

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