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Tuesday, December 14, 2021

Industrieproduktion: Lieferengpässe bremsen deutschen Maschinenbau aus - WELT

Es gibt kaum eine Branche in Deutschland, die nicht über Materialengpässe und Lieferprobleme klagt. Auch der Maschinenbau wird derzeit ausgebremst – und zwar so stark, dass der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) nun seine Jahresprognose für 2021 deutlich absenken muss. Statt der bislang vorhergesagten zehn Prozent soll die Produktion nur noch um sieben Prozent zulegen auf dann 219 Milliarden Euro.

Dabei ist Arbeit reichlich vorhanden. Die Auftragsbücher sind jedenfalls gut gefüllt: Von Januar bis Oktober legten die Bestellungen um real 34 Prozent zu gegenüber dem allerdings auch coronageprägten Vorjahr. Und Stornierungen gibt es nach Aussage von VDMA-Präsident Karl Haeusgen praktisch keine.

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Wir hätten mehr produzieren können, wären die verschiedenen Lieferengpässe nicht so hartnäckig gewesen“, sagt der Unternehmer und verweist auf eine Blitzumfrage seines Verbandes aus dem Dezember. Danach melden 37 Prozent der befragten Firmen „gravierende“ und weitere 47 Prozent „merkliche“ Engpässe. Was fehlt, sind vor allem Vorprodukte wie Elektronikkomponenten und Metallerzeugnisse, aber auch Kunststoffe, Gummi und Chemikalien.

Und Besserung scheint nicht in Sicht. Im Gegenteil: 38 Prozent der gut 500 befragten Unternehmen rechnen für die kommenden Monate sogar mit nochmals zunehmenden Beeinträchtigungen, weitere 57 Prozent mit einer unverändert angespannten Lage. Frühestens im zweiten oder sogar dritten Quartal 2022 entschärfe sich die Lage in einzelnen Bereichen.

Zwei Drittel der Betriebe wollen mehr einstellen

Der VDMA bleibt dementsprechend vorsichtig. Zwar erhöht der Verband seine Prognose für 2022, allerdings nur von fünf auf sieben Prozent – trotz eines außerordentlich hohen Auftragsbestands.

Dennoch würde damit das Produktionsvolumen aus der Vor-Corona-Zeit übertroffen. Haeusgen will das Pandemietief mit einem Einbruch der Produktion in Höhe von fast zwölf Prozent im Jahr 2020 daher auch nicht als Krise für den Maschinenbau bezeichnen. Stattdessen spricht er von einer Delle. Denn dem Maschinenbau gehe es besser als vielen anderen Branchen. „Wir sind vergleichsweise gut durch diese Zeit gekommen“, bilanziert der Unternehmer aus München.

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Die Unternehmen konnten daher auch ihre Mitarbeiter weitgehend halten. 1,01 Millionen Beschäftigte am Jahresende 2021 bedeuten ein Minus von lediglich 1,9 Prozent bei den Belegschaften. Unter dem Strich bleibt der Maschinenbau damit nach eigener Aussage der größte industrielle Arbeitgeber in Deutschland.

Und mittelfristig sollen die Mitarbeiterzahlen sogar wieder wachsen: Zwei von drei Branchenbetriebe planen laut einer aktuellen VDMA-Umfrage, die eigene Stammbelegschaft zu vergrößern. Dabei leiden schon jetzt 70 Prozent der Unternehmen unter Fachkräftemangel. Haeusgen gibt sich dennoch zuversichtlich und nennt als Lösung zum einen zusätzliche Ausbildungsplätze und zum anderen mehr qualifizierte Zuwanderung nach Deutschland.

Quelle: Infografik WELT

Dass derweil staatliche Hilfen wie das Kurzarbeitergeld dabei geholfen haben, die aktuelle Belegschaft weitgehend zusammenzugalten, ficht Haeusgen nicht an. Dennoch sieht der Unternehmer nun die Zeit gekommen, solche wie auch andere Programme wieder zurückzudrehen. „Mitnahme- und Gewöhnungseffekte müssen vermieden werden“, begründet Haeusgen.

Die vierte Welle macht vielen Firmen zu schaffen

Die nämlich seien mancherorts längst schon zu erkennen, genau wie Missbrauch. Zudem werde unternehmerisches Handeln und Entscheiden untergraben. „Der Staat sollte daher souverän genug sein, sich wieder zurückzuziehen.“ Auch mit Blick auf die Staatsfinanzen, wie Haeusgen meint. „Die Grundvoraussetzung für die weitere Bekämpfung der Krise sind solide Staatshaushalte mit finanziellem Spielraum.“

Wie schnell es zum Abbau von Hilfsprogrammen kommen wird, ist indes offen. Denn die vierte Welle der Corona-Krise macht etlichen Branchen abseits des Maschinenbaus stark zu schaffen. Dazu kommen in anderen Wirtschafsbereichen die Materialengpässe und Lieferprobleme, etwa in der Elektroindustrie.

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„Die Unternehmen könnten deutlich mehr produzieren, wenn die gravierenden Versorgungsengpässe nicht drücken würden“, sagt Wolfgang Weber, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). „Es klemmt an fast jeder Ecke.“

Die Unternehmen schätzen sogar, dass das der diesjährige Umsatz ohne die Knappheiten und Logistikprobleme um bis zu zehn Prozent hätte höher ausfallen können. Ähnlich wie im Maschinenbau hinkt die Produktion der Entwicklung bei den Auftragseingängen deutlich hinterher. Denn während die Bestellungen in den ersten drei Quartalen um mehr als ein Viertel über Vorjahr lagen, soll die Produktion um acht Prozent steigen.

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