Rechercher dans ce blog

Wednesday, November 24, 2021

Autobauer: Machtvakuum bei Volkswagen – Konzernchef Diess bleibt bei wichtigen Gesprächen außen vor - Handelsblatt

Düsseldorf, Berlin Zu dem wichtigen Treffen war Volkswagen-Chef Herbert Diess nicht einmal eingeladen. Dabei hatten sich die Spitzen des Aufsichtsrats am Dienstagabend zusammengesetzt, um darüber zu beraten, ob der 63-Jährige überhaupt noch VW-Chef bleiben kann. Über vier Stunden habe sich die Diskussion gezogen, hieß nach dem Ende der Sitzung aus dem Umfeld des Präsidiums. „Es war zäh und frustrierend.“ Eine Annäherung sei nicht in Sicht.

Damit ist weiter offen, wer das Unternehmen künftig leiten wird. Darüber wollen Vertreter des Aufsichtsrats in den kommenden Tagen diskutieren. Klar ist: Im Präsidium prallen die unterschiedlichen Meinungen hart aufeinander. Vertreten sind in dem Gremium Hans Michel Piëch und Wolfgang Porsche sowie Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) als Entsandte der Großaktionäre.

Auf Arbeitnehmerseite sitzen Betriebsratschefin Daniela Cavallo und IG-Metall-Boss Jörg Hofmann am Tisch. Während die Familie in der Vergangenheit stets fest zu Diess stand, sind die Arbeitnehmer von dem streitbaren Konzernchef abgerückt.

Seitdem Diess im Oktober den Abbau von bis zu 35.000 Arbeitsplätzen allein im Stammwerk Wolfsburg in den Raum stellte, herrscht im VW-Konzern Ausnahmezustand.

Top-Jobs des Tages

Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.

Zwar hatten Arbeitnehmervertreter schon früher offen vor den anderen Aufsichtsräten die Abberufung eines VW-Chefs gefordert; nach wenigen Tagen legten die Vertreter der vier Machtblöcke solche Konflikte jedoch friedlich bei.

Kompromiss bei der Standortplanung

Das Besondere an dieser Auseinandersetzung zeigt sich im operativen Geschäft. Die Arbeit geht weiter, und zwar am Vorstandsvorsitzenden vorbei. Konkret geht es um die Investitionsplanung für die kommenden Jahre. Jeden November entscheidet der Aufsichtsrat auf Vorschlag des Vorstands, in welchem Werk welche Modelle gebaut werden sollen. Geht ein Standort bei zukunftsträchtigen Modellen länger leer aus, zieht das in der Regel einen Stellenabbau nach sich.

Der Mehr-Markenkonzern (Audi, Porsche, Seat, Skoda, VW, Traton) hat mit seinen über 100 Fabriken viele Milliarden Euro zu verteilen. Es geht um viel Geld und Einfluss.

In diesem Jahr ist der Vorstandschef, der sonst eine zentrale Rolle einnimmt, in der Planungsrunde weitgehend außen vor, erfuhr das Handelsblatt aus Konzernkreisen. Die Gespräche mit den Betriebsräten führten weitgehend die Chefs der einzelnen Marken sowie Oliver Blume als Vorstand für Produktion und Personalvorstand Gunnar Kilian.

Die Akteure hätten auch eine Einigung für den Bau eines neuen Werks in Wolfsburg erzielt, in dem die Fertigung einer neuen Serie von E-Modellen erheblich günstiger werden soll. Während VW-Markenchef Ralf Brandstätter das Projekt mit Namen „Trinity“ als „beste Lösung“ überhaupt bezeichnete, schwieg Diess öffentlich. Erst Stunden nach der Ankündigung schob er nach, er hoffe, die Genehmigung ging in Niedersachsen ähnlich schnell wie in den neuen Bundesländern. Dort baut Tesla eine Fabrik in Rekordzeit.

Dem Vernehmen nach wird Diess über die Beratungen über die Belegung der Werke etwa in Hannover, Wolfsburg und in anderen Regionen informiert. Direkt involviert sei er in die jeweiligen Verhandlungen in der Regel nicht, hieß es in Konzernkreisen. Aus Diess’ Umfeld hieß es, dass er sich nicht in das operative Geschäft einmischen müsse, wenn die Dinge liefen. Er lege den Fokus auf die übergeordneten Technologiethemen. Sprecherinnen von VW, dem Land und Betriebsrat lehnten einen Kommentar ab. Ein Sprecher der Familie Porsche/Piëch wiederholte, dass diese hinter dem VW-Chef stehe.

Ein Vorstandsumbau soll die Macht neu verteilen

Die Isolierung des Vorstandschefs greift auch bei den Planungen für eine Neuaufstellung des Vorstands, wie Konzerninsider berichten. Auf mindestens drei Positionen soll das Gremium verändert werden. Neu kommen soll eine Vorständin für IT.

VW-Markenchef Brandstätter soll in den Konzernvorstand aufrücken. Rechtsvorständin Hiltrud Werner werde für einen Kandidaten aus dem Unternehmen weichen, hieß es. Die Überlegungen über den Vorstandsumbau seien aber nicht beschlossen. Sicher ist: Die Neubesetzung des Topmanagements geht nicht auf die Initiative des VW-Chefs zurück. „Bleibt Diess, dann wäre er eingezäunt“, sagt ein Insider.

Aber es wäre der Kompromiss, der Diess im Amt halten könnte. Denn die Vertreter des Betriebsrats und die Landesregierung bevorzugen weiter einen Neuanfang an der Konzernspitze, wie es in VW-Kreisen hieß. Die Familie Porsche/Piëch hält weiter an Diess fest – auch weil Diess mit seinem radikalen Elektrokurs am Kapitalmarkt Vertrauen aufgebaut hat.

Doch auch hier wachsen die Zweifel. Investoren und Analysten waren lange Zeit sehr zufrieden mit Herbert Diess, doch nach einem steilen Aufstieg bewegt sich der VW-Aktienkurs seit einigen Monaten eher seitlich. Den Anschluss an den großen Rivalen Tesla hat VW an der Börse jedenfalls noch nicht geschafft.

Mehr: Verhärtete Fronten im Aufsichtsrat: Streit um Herbert Diess blockiert VW

Adblock test (Why?)


Autobauer: Machtvakuum bei Volkswagen – Konzernchef Diess bleibt bei wichtigen Gesprächen außen vor - Handelsblatt
Read More

No comments:

Post a Comment

Ukraine-Krieg im Ticker: DAX schließt tief im Minus -- US-Börsen schließen uneinheitlich -- Siemens Energy neue Struktur -- CTS Eventim macht Gewinn -- ADLER Group, Lufthansa, Snap, Zoom im Fokus - finanzen.net

Der deutsche Aktienmarkt brach seine Erholung am Dienstag bereits wieder ab. Der DAX fiel bereits zur Eröffnung zurück und bewegte sich au...