Die beiden Amerikaner, die dem ehemaligen Nissan-Chef Carlos Ghosn bei seiner Flucht aus Japan geholfen haben, sind in Tokio zu Haftstrafen verurteilt worden. Der 60 Jahre alte Michael Taylor, ein ehemaliges Mitglied einer Spezialeinheit der amerikanischen Armee, erhielt eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren. Sein 28 Jahre alter Sohn Peter muss für ein Jahr und acht Monate ins Gefängnis.
Die Angeklagten hätten Ghosn, der wegen schwerer Verbrechen angeklagt sei, zur Flucht ins Ausland verholfen, sagte der vorsitzende Richter. Auch nach anderthalb Jahren gebe es keine Aussicht, dass das Verfahren gegen Ghosn abgehalten werden könne.
Die beiden Amerikaner hatten sich im Juni vor Gericht für schuldig erklärt und für die Tat um Entschuldigung gebeten. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von zwei Jahren und zehn Monaten für den Vater und zwei Jahren und sechs Monaten für den Sohn gefordert. Sie sah eine schwere Schuld der Angeklagten, weil sie das japanische Justizsystem beleidigt und herabgewürdigt hätten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft erhielten die Fluchthelfer 1,3 Millionen Dollar für die Flucht und weitere 500.000 Dollar für Anwaltskosten. Die Taylors waren im Mai 2020 von den Vereinigten Staaten festgenommen und im März dieses Jahres an Japan ausgeliefert worden, um dort vor Gericht gestellt zu werden. Eine dritte Person, die in die Flucht involviert sein soll, wurde bisher nicht gefasst.
In der Anklage war die Flucht des Managers detailliert beschrieben worden. Danach traf sich Ghosn, der in Tokio auf Kaution freigelassen worden war und das Land nicht verlassen durfte, am 29. Dezember 2019 mit den beiden Amerikanern in einem Hotel in Tokio. Die Taylors halfen dann zur Flucht über den Kansai International Flughafen nahe Osaka.
Ghosn wurde in einer Kiste, die üblicherweise für Musikgeräte verwendet wird, durch die dortigen Sicherheitskontrollen geschleust und mit einem privaten Jet in die Türkei gebracht. Dort wechselte er in ein Flugzeug nach Libanon. Der ehemalige Automanager ist neben der französischen und brasilianischen Staatsangehörigkeit auch Bürger des Libanons, das kein Auslieferungsabkommen mit Japan hat.
Ghosn ist in Japan angeklagt, weil er Einkommen in Höhe von umgerechnet etwa 85 Millionen Dollar in den Finanzberichten Nissans nicht offengelegt haben soll. Der Automanager soll sich auf Kosten Nissans bereichert haben. Ghosn hatte zwei Jahrzehnte zuvor im Auftrag von Renault Nissan vor dem Untergang gerettet und gilt als Architekt der Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi Motors, die er führte. Er bestreitet die Schuld und spricht von einem Komplott von Nissan mit Zustimmung von Vertretern der japanischen Regierung, weil Japan eine Fusion von Nissan und Renault habe verhindern wollen.
In Tokio steht derweil der Amerikaner Greg Kelly vor Gericht, der Ghosn bei der Verschleierung der Einkommen geholfen haben soll. Kelly war Mitglied im Verwaltungsrat von Nissan und bestreitet jede Schuld. Angeklagt ist auch Nissan, das den Vorwurf der nicht vollständig offenbarten Einkommen Ghosns akzeptiert.
Sie brachten Topmanager Carlos Ghosn in einer Kiste aus Japan - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
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