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Wednesday, July 7, 2021

Pentagon-Auftrag: Bezos' später Triumph über Trump - tagesschau.de

Stand: 07.07.2021 11:18 Uhr

Das Pentagon hat einen an Microsoft vergebenen Cloud-Milliardenauftrag gestrichen. Für den ehemaligen Amazon-Chef Bezos ist das eine nachträgliche Abrechnung mit Ex-US-Präsident Trump.

Von Angela Göpfert, tagesschau.de

Die Macht war mit Microsoft - aber nur für kurze Zeit. Weniger als zwei Jahre nach der Auftragsvergabe an Microsoft hat das US-Verteidigungsministerium den umstrittenen JEDI-Auftrag annulliert und neu ausgeschrieben. Das "Joint Enterprise Defense Infrastructure"-Projekt des Pentagon sollte das amerikanische Militär mit Hilfe künstlicher Intelligenz ins Cloud-Zeitalter bringen.

Eine verbesserte Kommunikation der Soldaten auf dem Schlachtfeld und eine schnellere Vorbereitung von Kampfhandlungen waren das erklärte Ziel des zehn Milliarden Dollar schweren Auftrags. Doch daraus wird erst einmal nichts. Das Pentagon hat Schritte zur Vertragsauflösung eingeleitet.

Amazon mit keinem Wort erwähnt

Interessant ist das, was nicht gesagt wird: In seiner Begründung für die Annullierung des Vertrags erwähnt das Pentagon Amazon mit keinem Wort. Der Tech-Gigant hatte bei der Vergabe Ende 2019 das Nachsehen gehabt und lieferte sich seither eine juristische Auseinandersetzung mit dem US-Verteidigungsministerium. Im Februar 2020 ordnete eine Bundesrichterin an, den Auftrag vorübergehend auf Eis zu legen.

Im April dieses Jahres errang Amazon dann einen weiteren wichtigen Etappensieg: Ein Bundesgericht lehnte einen Antrag des Verteidigungsministeriums ab, Schlüsselaspekte der Amazon-Klage abzuweisen.

Hatte sich Trump eingemischt?

Die Vorwürfe des Cloud-Spezialisten sind dabei ebenso schwerwiegend wie brisant: Amazon beschuldigt den damaligen US-Präsidenten Donald Trump der ungebührlichen Einflussnahme. Trump habe seinem "politischen Feind", Amazon-Chef Jeff Bezos, schaden wollen. Der Vergabeprozess des Pentagon sei daher fehlerhaft und unfair.

Tatsächlich kam der Zuschlag für Microsoft für Branchenkenner überraschend, galt doch Amazon mit seiner AWS-Sparte - immerhin Marktführer im Cloud-Geschäft - als klarer Favorit. Insiderberichte machten die Runde, wonach Trump den damaligen Verteidigungsminister James Mattis angewiesen haben soll, Amazon bei der Vertragsvergabe zu "bescheißen".

Das ist die Vorgeschichte

Aus dem Umfeld des Präsidenten hieß es damals immer wieder, Trump sei besessen von Bezos. Diese Besessenheit hat eine Vorgeschichte, die bis ins Jahr 2016 zurückreicht. Damals befanden sich die USA im Präsidentschaftswahlkampf. Nachdem Reporter der "Washington Post" den Kandidaten Trump kritisiert hatten, entzog er ihnen die Akkreditierung.

Bezos hatte das altehrwürdige Blatt, das sich einst mit der Aufdeckung des Watergate-Skandals einen Namen gemacht hatte, vier Jahre zuvor übernommen. Klein beigeben - das war nicht sein Stil. Die "Post" installierte ein Team, das sich ausschließlich mit der Aufdeckung der Trump'schen Skandale beschäftigen sollte. Geld sollte dabei keine Rolle spielen. Die "Washington Post" wurde so zum Anti-Trump-Blatt Nummer eins - und Jeff Bezos rückte auf der Feindesliste von Trump ganz weit nach oben.

Post und Steuern als Angriffspunkte

Während seiner Amtszeit griff Trump Bezos und dessen Unternehmen Amazon immer wieder frontal an, warf dem Online-Händler unter anderem vor, zu wenig Steuern zu zahlen. Zudem schade Bezos mit seinem E-Commerce-Imperium der heimischen Wirtschaft, das US-Postwesen verliere "Milliarden Dollar" durch die Zustellung von Amazon-Paketen.

In dieser hübschen kleinen, fast schon in Vergessenheit geratenen Privatfehde zwischen dem damaligen Amazon-Chef und dem damaligen US-Präsidenten hat Bezos mit der Auftragsannullierung des Pentagons nun einen späten, aber wichtigen Sieg errungen.

Amazon-Aktie auf Rekordhoch, Bezos noch reicher

Denn auch wenn Bezos seit Montag nicht mehr Amazon-Chef ist: Als Vorsitzender des Verwaltungsrats lenkt er die Geschicke des weltgrößten Online-Händlers weiter mit. Als Amazon-Großaktionär profitierte Bezos zudem direkt von der positiven Kursreaktion der Amazon-Aktie auf die Neuausschreibung des Pentagon-Auftrags.

Das Papier kletterte am Dienstag bis auf 3685 Dollar und damit auf ein neues Rekordhoch. Im Gleichschritt wuchs Bezos' Privatvermögen laut der "Forbes Real-Time Billionaires"-Liste um 8,4 Milliarden auf 210 Milliarden Dollar. Der reichste Mensch der Welt ist so noch "etwas" reicher geworden.

Wie geht es jetzt weiter?

Die positive Kursreaktion der Amazon-Aktie hat einen guten Grund: Denn vieles deutet daraufhin, dass Amazon bei der geplanten Neuauflage des Auftrags auch zum Zuge kommen könnte. John Sherman, IT-Leiter des US-Verteidigungsministeriums, rechnet damit, dass sowohl Microsoft als auch Amazon Cloud-Verträge erhalten werden.

Bereits bei der ursprünglichen Auftragsvergabe vor knapp zwei Jahren hatten Experten aus Regierungskreisen es für kritisch gehalten, einen solch großen Auftrag an ein einzelnes Unternehmen zu vergeben.

Kommen jetzt auch andere Unternehmen beim Pentagon-Großauftrag zum Zug? Bild: picture alliance/dpa

Hoffnung auch für Oracle, Alphabet und IBM

Aus dem Pentagon hieß es zunächst, Microsoft und Amazon seien die beiden einzigen Unternehmen, welche die Voraussetzungen für den Auftrag erfüllen. Doch während einer Pressekonferenz stellte das Verteidigungsministerium klar, dass es in den kommenden drei Monaten auch Kontakt mit anderen Cloud-Spezialisten aufnehmen wolle. Damit können sich auch SAP-Konkurrent Oracle, die Google-Mutter Alphabet und IT-Urgestein IBM Hoffnungen machen.

Mit der Neuvergabe verliert der einstige JEDI-Auftrag derweil auch seinen griffigen Namen und firmiert nun unter dem weniger eingängigen Kürzel JWCC - Joint Warfighter Cloud Capability. Für die beteiligten Konzerne geht es dabei womöglich um mehr als die ursprünglich anvisierten zehn Milliarden Dollar. So betonte Pentagon-Mann Sherman: "Wir haben bislang keine Schätzung, aber ich würde mich nicht zu sehr an die zehn Milliarden festklammern." Das Projekt müsse nun endlich so schnell wie möglich vorangebracht werden. Im April 2022 sollen die ersten Aufträge vergeben werden.

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