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Thursday, July 22, 2021

Netflix mit Wachstums-Problem: Zahl der Neukunden sinkt - WELT

Der Video-Streaming-Dienst Netflix hat Quartalszahlen vorgelegt, 209 Millionen Abonnenten weltweit schauen nun zu. Damit ist Netflix im Streaming-Geschäft immer noch Maß aller Dinge. Allerdings wächst der Dienst nun deutlich langsamer als noch 2020 – gerade einmal 1,5 Millionen neue Kunden kamen in den vergangenen drei Monaten hinzu.

Im Vorjahresquartal profitierte der Dienst stark von den weltweiten Quarantäne-Vorschriften, gewann zehn Millionen Kunden. Im Kernmarkt USA stagniert die Zahl der Abonnenten gar, hier scheint ein Plateau erreicht. Vom Boom des ersten Pandemiejahres profitiert Netflix allerdings aktuell: Der Gewinn legte um knapp 90 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar zu, dank Einnahmen von 7,3 Milliarden Dollar pro Quartal, knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Doch der Konzern muss feststellen, dass mit guten Serien allein kein schnelles Wachstum in der Heimat mehr möglich ist. Viele Zuschauer haben sich ein wenig sattgesehen. Das wird an den Zuschauerzahlen von Blockbusterserien wie etwa „Lupin“ sichtbar, bei der das Nutzerinteresse an der neuen zweiten Staffel im Vergleich zur ersten deutlich nachlässt: 54 Millionen Nutzer schauten zu, 20 Millionen weniger als bei der ersten Staffel.

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Auch die Netflix-Eigenproduktion „Too hot to handle“ büßte in der neuen Staffel deutlich ein, sie fiel von 51 auf 29 Millionen Zuschauer. Zulegen konnte Netflix bei den Blockbuster-Filmen, „Army of the Dead“ wurde 75 Millionen mal gesehen, „Fatherhood“ 74 Millionen Mal.

Der Wachstumseinbruch liegt vor allem an der starken Konkurrenz: Disney startete Mitte 2019 seinen eigenen Streaming-Dienst Disney+, der in den USA vor allem Familien anspricht. Apple vermarktet sein Apple TV-Angebot weiter aggressiv, verschenkt den Dienst über Gutschriften an viele Abonnenten.

Amazon setzt für Prime Video ebenfalls auf Blockbuster-Zukäufe, kauft aktuell mit Warner sogar ein ganzes Studio. Insbesondere Disney mit seinem Fokus auf bekannte Entertainment-Marken wie etwa dem Marvel-Universum sowie „Star Wars“ konnte deutlich schneller wachsen als Netflix, legte vom 2. Quartal des vergangenen Jahres bis jetzt um über 70 Millionen Abonnenten auf aktuell 103,6 Millionen zu. Von diesen Zuwachsraten ist Netflix inzwischen weit entfernt.

Potenzial für Wachstum vorhanden

Insgesamt sieht Netflix dennoch weiteres Potenzial für Wachstum: Im Brief an die Aktionäre verweist der Konzern darauf, dass laut der Bildschirmzeit-Statistik des Mediendienstes Nielsen aktuell gerade einmal sieben Prozent der Bildschirmzeit in den USA für Netflix verwendet wird, das will der Konzern weiter steigern, auch um bestehende Abonnenten zu halten.

Dafür setzt er auf zwei Angebote: Zum einen will Netflix künftig mehr große Blockbuster-Filme produzieren. Das birgt ein hohes Risiko, doch wenn es gelingt, wie etwa mit den Netflix-Hits „The Highwaymen“ und „The Irishman“, dann kann der öffentliche Erfolg einzelner Filme neue Abonnenten vom Abschluss überzeugen, die anschließend für den Serien-Schatz des Konzerns dabei bleiben.

Deswegen startet der Konzern aktuell eine Initiative, um mehr solche Blockbuster-Filme zu produzieren: Die erfahrenen Produzenten und Hollywood-Manager Kira Goldberg und Ori Marmur wurden Anfang Juli befördert und sollen nun ein eigenes Team leiten, dass Blockbuster mit hohen Budgets produzieren soll.

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Netflix arbeitet an mehreren großen Produktionen, darunter „Red Notice“ mit Ryan Reynolds und „Slumberland“ mit Jason Momoa. Die beiden Top-Manager sollen laut einem „Variety“-Bericht explizit mehr Geld ausgeben, neue Produzenten anstellen und mehr Filme produzieren. Netflix plant, allein im laufenden Jahr mehr als 70 Film-Projekte zum Abschluss zu bringen.

Der zweite Vorstoß des Konzerns zielt Richtung Amazon sowie in Richtung der Spielebranche: Netflix will künftig auch Spiele-Downloads ermöglichen, und seinen Abonnenten ohne Mehrkosten Computerspiele anbieten. Initial will sich der Konzern vor allem auf Spiele für mobile Geräte konzentrieren, später könnte auch Spiele-Streaming für den Fernsehbildschirm eine Rolle spielen.

Der erfahrenen Top-Manager Mike Verdu soll künftig die Spielentwicklung im Konzern leiten, ihn hatte Netflix gerade erst bei Facebook abgeworben. Auch der Netflix-Finanzchef Spencer Neumann stammt aus der Spielebranche, über seine Anstellung lieferte sich der Konzern sogar einen Rechtsstreit mit dem vorherigen Arbeitgeber, dem Spielestudio Activision Blizzard.

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Bereits vor einem Jahr hatte Netflix-Chef Reed Hastings sein Interesse an der Spielebranche bekundet und gesagt, dass er in der Konkurrenz um die Aufmerksamkeit und Geldbörse der Kunden Blockbuster-Spiele wie etwa „Fortnite“ als relevantere Gegner empfinde als andere Streaming-Dienste.

Doch damit betritt Hastings schwieriges Terrain – Konkurrent Amazon etwa scheitert bereits seit einigen Jahren daran, ein eigenes Spieleangebot zu etablieren, trotz hoher Entwicklungsinvestitionen. Der Konzern stampfte zuletzt einige Projekte wieder ein. Ob das Netflix besser gelingt, bleibt abzuwarten.

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